Hallo Fredo,
dosiert habe ich Bacto Balance mit etwa 0,25ml-0,5ml/100l. Mein Becken war ja noch recht frisch. Also ein paar Kilo Lebendgestein und eine Menge freier Besiedlungsraum in Form von Riffkeramik.
Weil ja in Bacto Balance Po3 und No3 enthalten sein sollen, habe ich mir keine Gedanken um eine mögliche Limitierung gemacht. Die Probleme mit meinen SPS hast Du ja mitbekommen und Dich auch dazu geäußert. Grundgedanke, warum ich so früh mit Pellets und BB begonnen habe, war, dass ich das System mit der kompletten biologischen Wasseraufbereitung hochfahren wollte, ähnlich wie beim Zeo-System. Ohne die massive Zufütterung, die ich bis jetzt fortführe, wäre das nicht möglich. Übrigens habe ich wegen der Zufütterung jetzt keine Probleme mit No3 und Po4. Diese werden sofort in Biomasse in Form von Korallen und Algen umgesetzt. Die Algen wachsen wegen freien Siedlungsräumen und mangelnden Fressfeinden. Dafür ergeben sich jetzt die gleichen Probleme wie beim Azoo-Becken, z.B. ein Gelbstich im Wasser. Das bekommt man aber mit Kohle und Zeopulver gut in den Griff.
Weiter zu BB. Die Wirkungsweise von BB ist ja eine Reduktion von No3 und Po4 durch ein Ankurbeln der Macrofauna. Durch Bakterienfutter in Form von Kohlenstoffverbindungen "Bio-Polymeren" wird das Wachstum der Macrofauna begünstigt. Claude hat bei seinem neuen Mittel einen ähnlichen Ansatz und erklärte mir das in einer Diskussion, in der es um die Haltung von Dendronephtyas ging. Dendros ernähren sich wohl überwiegend von Bakterienschleim und es ging darum, diesen zu erzeugen. Hier kommen die Bio-Polymeren ins Spiel: Im Gegensatz zu den üblichen C-Quellen sind die Bio-Polymere komplexer aufgebaut und werden von verschiedenen Bakterien aufgespalten. Dies geschehe langsamer und soll eine heterotrophe (? soll heißen: größere Artenvielfalt) Macrofauna durch die längeren und komplexeren Zersetzungsprozesse begünstigen. Hier wird dann No3 von den Bakterien verarbeitet und Po4 in den Zellwänden eingelagert, was sich beim Messen als eine Reduktion der Nährstoffe äußert. Zumindest das Po4 ist aber nicht aus dem Kreislauf entfernt, sondern wieder organisch gebunden und steht somit den Korallen als Nahrung zur Verfügung. Im Gegenzug können die Zooxantellen aber nur gelöste Nährstoffe aufnehmen. Die Reduktion der gelösten Nährstoffe äußert sich dann in einem Aufhellen der Korallen mit ausgeprägterem Polypenbild zur aktiven Nahrungsaufnahme. Das ist ja an sich nix neues und wurde auch schon bei der Einführung von Reef Aktiv zur Genüge durchgekaut. Ich habe mich damit beschäftigt, als ich mein Azoo-Becken betrieben habe. Hier ging es mir um die Ernährung der Gorgonien und Nephthyas.
Betrachtet man die Wirkungsweise, zeigt sich, warum gerade frische oder "sterile" Becken Probleme mit BB haben. BB scheint sehr effizient zu sein. Das heißt, dass die gelösten Nährstoffe sehr rasch organisch gebunden werden und somit dem System, das bis dato auf die Ernährung über die Zooxantellen eingestellt war, nicht mehr zur Verfügung stehen. Durch die ohnehin geringe Biomasse in frischen Systemen gibt es wenig Nährstoffe, die dann in organisch gebundener Form bei den Polypen vorbeikommen und aufgenommen werden können. Zudem haben sich die Korallen wahrscheinlich auch noch gar nicht auf eine alternative Nahrungsquelle eingerichtet. Sie verhungern. Das hat sich besonders bei Seriatoporen und Poccilloporen gezeigt. Hier gibt es in den Foren einige Erfahrungsberichte, wonach Korallen dieser Gattung auch schon bei geringer Dosierung von BB beginnen, von innen heraus abzusterben. Auch bei manchen Acroporen ist ein Degenerieren von der Fußscheibe her zu beobachten. Diese Erfahrungsberichte decken sich mit dem was in meinem Becken passiert ist. Interessanterweise hören diese Prozesse auch nicht sofort auf, wenn man BB absetzt. Die Degeneration geht noch über Wochen weiter. Das wird sowohl in den Foren beschrieben (siehe Nestor in meerwasser.info) als auch bei mir.
Allerdings sind das Effekte, die nur auftreten, wenn BB bei Becken mit ohnehin geringem Nährstoffumsatz eingesetzt wird. Oder aber BB wurde überdosiert und der Abfall der gelösten Nährstoffe war zu schnell, als dass sich Korallen umstellen konnten.
Mein Fazit ist, dass BB anscheinend sehr effizient ist und man vorsichtig mit der Dosierung sein sollte. Wenn aber erst mal ein gewisser Grundumsatz von Nährstoffen erreicht ist, finde ich es sehr interessant, weil ich denke, dass gerade Filtrierer von der stärker ausgeprägten Macrofauna profitieren werden. Wenn meine neue Anlage steht und eingefahren ist, werde ich BB wieder einsetzen.
Gruß,
Thomas