Hallo miteinander,
heute möchte ich euch meinen Bio-Pellet-Reaktor vorstellen, der sich inzwischen bewährt hat. Da ich erst einmal die Wirkung der Pellets ausprobieren wollte, wäre mir eine Investition von ein paar Hundert Euro in einen Reaktor von Vertex oder Reef Octopus zu viel gewesen. Zudem, weil man, wenn man ein paar Dinge berücksichtigt, so einen Reaktor recht einfach selbst zusammenbauen kann.
Zunächst einmal sollte man wissen, worauf es ankommt. Wie arbeiten also die Pellets?
Bio-Pellets dienen den denitrifizierenden Bakterien als stationäre Kohlenstoffquelle. Das heißt, dass nur auf der Oberfläche der Pellets die Bakterien siedeln. Im Gegensatz zur Vodka-Methode gibt es also keine frei im Becken befindlichen Bakterien, die auf dem Substrat Bakterienfilme bilden. Zudem kann man die Pellets auch nicht überdosieren, da sich nur so viele Bakterien auf der Oberfläche der Pellets bilden, wie Nitrat und Phosphat im Wasser vorhanden sind. Allerdings sollte man aufpassen, da Bio-Pellets hocheffizient sind, und es bei einer zu großen Menge eine rasche Nährstofflimitierung geben kann, mit der die Korallen mitunter nicht umgehen können. Zudem sollten Nitrat und Phosphat immer im richtigen Verhältnis abgebaut werden. Ansonsten sind die Pellets, was die Abgabe von Substanzen an das Wasser angeht, unbedenklich (solange keine Flussmittel bei der Produktion verwendet wurden).
Die Reduktion von Nitrat geschieht in den anaeroben Zonen des Bakterienfilms auf der Oberfläche der Pellets. Die Bakterien nehmen beim Wachstum in ihren Zellwänden Phosphat auf. Werden die Bakterien aus dem Becken entfernt, findet auch eine Phosphatreduktion statt. Dies kann man dadurch bewirken, indem die Pellets in Bewegung gehalten werden. Die aneinanderstoßenden Pellets reiben den auf der Oberfläche haftenden Bakterienfilm ab. Somit gelangt dieser ins Wasser, wo er Korallen und Filtrieren als Nahrungsquelle dient. Im Abschäumer werden die verbliebenen Bakterien aus dem Wasserkreislauf entfernt und somit Phosphat reduziert. Der Abschäumer solle ausreichend groß sein, da die Bakterien viel Sauerstoff verbrauchen und der Abschäumer diesen ins Wasser einbringt.
Hier noch ein guter Artikel zu den Pellets im Allgemeinen:
http://www.korallenriff.de/artikel/1026_NP_Biopellets.html
Soweit die Theorie. In der Praxis habe ich zwei Bio-Pellet-Reaktoren im Einsatz. An meinem Azoo-Becken läuft ein Rekator seit Frühjahr diesen Jahres und hält die Nährstoffwerte zuverlässig unten. Bei meinem Riffbecken läuft der Reaktor seit etwa vier Wochen. Nun zieht er an und die Bakterien beginnen zu arbeiten. Bei der heutigen Messung mit Salifert sind Nitrat und Phosphat nicht nachweisbar gewesen - obwohl ich 3x pro Tag Granulat und ein Mal Frostfutter für die Fahnenbarsche füttere.
Aufgrund der Wirkungsweise und aus praktischen Erfahrungen haben sich bei mir folgende Kriterien für die Beschaffenheit des Reaktors herausgebildet:
- Turbulente Durchströmung zum Abreiben des Bakterienfilms
- Eine Möglichkeit den Durchfluss zu regulieren
- Siebt oder Netz, das Pellets daran hindert, aus dem Reaktor zu gelangen
- Es sollte keine Luft in den Rektor gelangen, da diese an den Pellets haftet und sie dann nach oben treiben
Der Reaktor
Als Grundlage wurde ein Fließbettreaktor von Knecht Kunststofftechnik gewählt. Ich habe auch einen Zeo-Filter von Knecht und finde, dass die Geräte sauber verarbeitet, gut zu reinigen und dafür unschlagbar im Preis sind. Der für den Bio-Pellet-Reaktor verwendete Fließbettfilter kann bei Knecht über ebay direkt erworben werden. Meine Reaktoren habe ich bei Filtergranulat.de bestellt: http://www.filtergranulat.de/product_info.p…-kugelhahn.html
Dieser Filter kann mit etwa 500ml Pellets betrieben werden, was für eine Beckengröße von ca. 500l ausreichend ist.
Zum Zubehör des Fließbettfilters gibt es ein Kunststoffsieb und einen Filterschwamm. Der Schwamm würde sich rasch mit Bakterien zusetzen und wird nicht benötigt. Das Sieb habe ich in den Deckel eingeklebt. So können aufsteigende Pellets nicht aus dem Reaktor entweichen. Zwar hat sich gezeigt, dass es hin und wieder Pellets schaffen, durch das Sieb zu kommen, allerdings sind es deutlich weniger Pellets als bei einem Betrieb ohne das Sieb.
Zur Durchströmung verwenden ich eine Eheim Compact 600, die mit einem Winkelstück direkt an den Reaktor gekoppelt wird. Über die Drosselung der Pumpe kann der Durchfluss geregelt werden. Der Pumpenstrahl bläst am unteren Ende des Reaktors vertikal hinein, so dass bei einem scharfen Strahl eine starke Turbolenz entsteht. Diese ist genau richtig, um die Pellets in Bewegung zu halten. Nach oben hin nimmt die Turbolenz ab, so dass ca. 500ml der Pellets in Bewegung etwa dreiviertel des Reaktors füllen.
Da an den Pellets zu Beginn viel Luft haften bleibt und diese zu hoch aufsteigen, sollte man die Pellets ca. eine Woche vor Einbringung in den Reaktor mit Osmosewasser verwenden. Zudem sollte man nicht sofort mit der vollen Dosis starten, da sonst die Nährstoffreduktion zu radikal einsetzt und Korallen schädigen kann. Eine Trübung des Wassers beim Einfahren des Reaktors kann vorkommen, wenn viele Bakterien gebildet werden und ins freie Wasser gelangen. Dies ist aber nicht schädlich, so lange ein starker Eiweissabschäumer am System läuft und für einen ausreichenden Sauerstoffeintrag sorgt.
Viel Spaß beim Basteln,
Thomas