DSB-Zeolith-Vodkafilter: Ein Roman, mal wieder

  • Guten Morgen liebe Gemeinde, frohes Fest!
    noch immer stehe ich vor der Herausforderung eine möglichst effiziente Methode für den Nährstoffexport für mein neues Becken zu finden. Inwzischen fühlt sich mein Kopf so an, als hätte ich alle auf der Welt existierenden Artikel zu Filtersystemen für das Meerwasseraquarium gelesen. Der Kopf brummt. Aber so langsam bekomme ich einen Überblick was das System leisten muss, und die die biologischen und chemischen Prozesse ablaufen, die einen guten Nährstoffumsatz begünstigen. Über die unterschiedlichen Ansätze der Filterung in Sachen Nährstoffextraktion und Biologischer Aufspaltung und Rückführung habe ich euch neulich ja schon mal zugetextet und will da nur marginal drauf eingehen. Jetzt geht’s um einen Ansatz, den ich wirklich interessant und für logisch halte.

    Der Titel „DSB-Zeolith-Vodkafilter“ klingt erst mal wie „Eierlegende-Wollmilch-Sau“, aber genau die Vorteile und Eigenschaften der Systeme werden in diesem Ansatz zusammengeführt.

    Hier noch einmal kurz die Anforderungen an das System:
    - Nährstoffe No3 und Po4 werden aufgespaltet und in verwertbare Biomasse umgewandelt
    - Das System fährt mit einer hohen Futterpartikeldichte. Das im Wasser befindliche Futter darf den Filter nicht beeinflussen: Also nicht verklumpen, Oberflächen von porösen Materialien nicht zusetzen
    - Das System muss hinreichend schnell auf Schwankungen im Nährstoffgehalt des Wassers reagieren können

    Auf das Beliner System möchte ich jetzt nicht eingehen. Im Technikbecken befindet sich ein unterdimensionierter Abschäumer, der hauptsächlich als Ozonreaktor dient, der Hauptteil der Filterung soll aber biologisch ablaufen. Es gibt auch ein Algenrefugium. Ihm kommt ein Teil der Rolle als Po4-Verwerter zu, hauptsächlich soll es aber die Planktonpopulation unterstützen. Sollte der Filter nicht wie erhofft Po4 abbauen, wird hier mit Absorbern nachgeholfen. Jetzt aber endlich zur Idee:

    Prämissen der Teilsysteme

    DSB
    - hat aerobe und anaerobe Zonen: Komplette Nitrifikation Ammonjak->Nitrit->Nitrat->Stickstoff->Biomasse
    - Nitrobakter benötigen eine Kohlenstoffquelle: im normalen DSB schwer zu kontrollieren. Ohne ausreichend Kohlenstoff entstehen faule Stellen: Gefahr
    - Effizient, reagiert aber langsam auf Millieuveränderungen
    - Guter Zooplankton-Produzent (Kleinstkrebse, Bakterien)
    - Für Systeme mit hoher Futterpartikeldichte geeignet, da das Futter nicht in das Sediment eindringt

    Zeolith-Reaktor
    - Aufgrund der hochporösen Oberfläche gute Besiedlung mit Bakterien
    - Hocheffizient
    - Empfindlich bei hoher Partikeldichte im Wasser: Poren werden verschlossen, muss umgewälzt/geschüttelt werden, um Dreck von den Steinen zu bekommen

    Wodka-Filter
    Gemeint ist der Vodkafilter als geschlossenes System, also nicht die Zugabe von Vodka ins Becken. In einem geschlossenen Kreislauf wird unter Abwesenheit von Sauerstoff ein poröses Material beströmt und die darauf wachsenden Bakterien mit Alkohol genährt. Das Aquariumwasser wird nur langsam durch das System geleitet.
    - Äußerst effizient im Nitratabbau.
    - Hohe Futterpartikeldichte im Wasser problematisch: Nur Nitrat wird im Filter abgebaut, da es ein anaerobes Milieu ist.
    - Reagiert relativ schnell auf Milieuschwankungen: Durch Vodkazugabe regelbar
    - Durchfluss etwa 3l/h

    Die Zusammenführung
    Grundüberlegung für mein System ist, dass der komplette Stoffwechselzyklus abgebildet werden soll. Es wird also eine aerobe Zone für die Umsetzung von Ammoniak bis Nitrat benötigt. Das Nitrat muss unter Abwesenheit von Sauerstoff zu Stickstoff aufgespaltet werden. Im DyMiCo-System (siehe letzte Ausgabe Meerwasseraquarianer) wird ein gepimptes DSB vorgestellt, das sowohl den Stoffwechselzyklus abbildet als auch die Produktion von Zooplankton begünstigt. Bei diesem System wird in die anaeroben Zonen des DSB Alkohol als Kohlenstoffquelle zugeführt. Über die Menge des zugegebenen Alkohols lässt sich die Effizienz des Systems steuern. Der Alkohol wird in der „Reaktor-Zone“ durch das Sediment gepumpt. Dazu wird ein gröberes Sediment in den tieferen Zonen des DSB verwendet, um die Durchströmung zu ermöglichen.

    Mein Ansatz baut auf einem ähnlichen Wirkungsprinzip auf. Der Filter hat zwei Stufen. Er besteht zum Einen aus einem DSB, das mit einer Sandschicht von ca. 7-10cm auf jeden Fall die Nitrifizierung abbildet. In der unteren Zone des DSB ist ein Hohlraum, der über verschieden engporige Filtermatten vom Sand getrennt ist. Wasser kann hier hindurch diffundieren. Die untere Zone sollte somit frei von Sauerstoff sein, da dieser auf dem Weg des Wassers durch die Sandschicht von den im Sand lebenden Bakterien verbraucht wird. In der unteren Kammer sammelt sich also von Futterpartikeln gereinigtes Wasser mit einer hohen No3-Konzentration. Dieses Wasser wird in einem geschlossenen Kreislauf durch einen mit Zeolith befüllten Topffilter geleitet (ähnlich wie bei einem Vodka-Filter). Auf dem Zeolith bauen die angesiedelten Bakterien das Nitrat ab. Als Kohlenstoffquelle dient ebenfalls Alkohol, der in den Kreislauf dosiert wird. Ähnlich wie beim Vodka-Filter wird nun eine Auslassöffnung in den Kreislauf eingebracht, sodass ein geringer Durchsatz an Wasser durch das DSB in den Alkohol/Zeo-Filter geleitet wird und schließlich wieder dem Becken zugegeben wird. Dieses Wasser sollte kein No3 mehr enthalten – dafür aber Bakterien, die zur Ernährung der Korallen beitragen.

    Um die richtige Durchflussrate und Alkoholdosierung einstellen zu können, werden zwei Sonden in das System integriert. Am Auslauf wird der Redox-Wert bestimmt, um sicherzustellen, dass nur so viel Wasser durch das DSB diffundiert, dass der Filter noch anaerob arbeitet. Über eine PH-Sonde kann die Alkohol-Dosierung überwacht werden. Denn wenn die Bakterien arbeiten, sinkt der PH-Wert (Shimek über das DSB).

    So, muss los. Was haltet ihr davon?


    Gruß,
    Thomas

  • Hi

    ob du da jemals noch das haus verlassen kannst ist fraglich .

    das klingt höchst aufwendig und kompliziert,

    das wird so in dieser form noch niemand probiert haben,versuch es und berichte dann,bin schon gespannt


    gruss Vitus ;)

  • Hi

    ich würde bei der zeofilterei mit( zugabe an bakterien ) bleiben ,die ist höchst effizent steuerbar und sicher . zusätzlich mit einer kohlenstoffqelle arbeiten im Becken.

    30 kilo oder was halt so reinpasst an zeolith ins technikbecken legen ,das ist ein riesiger biologischer filter .gut abschäumen,ozon weglassen.

    monatlicher wasserwechsel von 100% aufgeteilt an zwei Tagen


    Fütterung :versuchsweise mit Papponemethode

    Gruss Vitus

    • Offizieller Beitrag

    - Produktion von Zooplankton
    - aerobe und anaerobe Zonen
    - leichte Handhabung
    - zuverlässig im Nitratabbau
    - reagiert schnell auf Veränderungen
    - wenig Aufwand

    = 100 Prozent frisch importiertes Lebendgestein, das erfüllt all diese Ansprüche! Zumindest die ersten Jahre solltest du dann Ruhe haben.

    Alles andere ist nötig wenn man von anfang an nicht mit 100 Prozent Lebendgestein arbeitet und wenn man viel Zeit hat und mit ständigen Schwankungen leben kann sowie wenn man es relativ risikoreich mag. Oder aber das System ist Überbesetzt und die Wirkung des LG hat nach ca. 3-4 Jahren schon nachgelassen, hier würde ich empfehlen einfach ab und an mal wieder frisches einzubringen (könnte helfen).
    Alle diese Systeme die ich kenne die so gefahren sind, mit gutem Besatz und mindestens 2-4 mal am Tag füttern (ohne genau drauf aufzupassen was gefüttert wird) haben ein nicht messbares Nitrat und fahren sehr gut damit (mit herkömmichen Tests (Salifert, TM). Wichtig dabei ist aber noch ein ausreichend großer Abschäumer viele Korallen und wenn überhaupt dann nur wenig Zeolith.

    Wieso suchst du ein anderes System, das funktioniert doch prächtig, es sei denn du weißt eins das genauso gut funktioniert und wo man ebenfalls keine Arbeit hat, dann wäre es für mich eine Alternative. Der Rest ist für mich immer was gutes natürliches mit irrsinnig viel Aufwand nachzuahmen (und alles was du da aufgezählt hast macht sehr oft Probleme zumindest wesentlich mehr als LG). Da stellt sich bei mir immer dei Frage nach dem Warum? Was ist denn so schlecht an gutem Besatz, ohne drauf zu achten was man füttert und trotzdem 0 Nitrat? Und wenn man mehr Nitrat will kann man ja zwangsweise eins hinzuführen (wenn man Angst hat wg. einer Limitierung, wobei ich jahrelang Becken mit 0 fahre ohne irgendwelche negativen Auswirkungen bisher). Funktioniert doch prächtig bei großen und bei kleinen Becken.

    Oder willst du beweisen das du mit viel Aufwand ähnliches schaffst als mit LG?

    Viele Grüße

    Udo

    Erfahrungen: 1977-1995 Süßwasseraquarianer (Erfahrungen in Zucht von Welsen und Diskusfischen und behandeln von Fischkrankheiten)
    seit 1997 begeisterter Meerwasseraquarianer

  • Hallo Vitus, Hi Udo.

    Vielen Dank für eure Einschätzung.

    Wie schon in den anderen Threads zum meinen Filter-Thematik-Überlegungen, soll das Becken ja vor allem azooxantelle Korallen beherbergen. Im Gegensatz zu einem Riffbecken hat man hier die Problematik, dass eben keine oder vergleichsweise Verbraucher von Nährstoffen wie No3 und Po4 in Form von Zooxantellen im Kontrast zur starken Fütterung stehen.

    Reines Zeolith, ohne Vorfilter, würde schnell mit vorbeiströmenden Futter "verstopfen". Deswegen das DSB als eine Art "Sandfilter", jedoch mit geringem Durchsatz nach unten, um die anaerobe Zone zu erhalten (wird bei Jaubert auch so gemacht). So werden die Schwebeteilchen vom Zeolith ferngehalten. Sie werden einfach an der Oberfläche des Sandes weitergespühlt und bleiben im Kreislauf. Das Zeo sitzt hinter dem Sand noch in einem externen Topffilter, damit es austauschbar und leicht zugänglich ist. Mit Vodka könnte man das System "tunen", wenn es erforderlich ist. Aber es sollte auch so schon gute Ergebnisse bringen. In ein normales DSB wird ja auch kein Vodka gekippt.

    Der Riffaufbau besteht momentan aus 100% Lebendgestein, ca. 20kg. Vorn soll noch eine Riffsäule dazu, da kommen noch mal 5kg frisch importiertes LG rein. Leider konnte ich kein richtig frisches bekommen, das hat schon 3 Wochen auf dem Buckel. Schwämme und Röhrenwürmer sind aber noch in großer Zahl vorhanden. Und nachts wuselt es.

    Der Abschäumer ist ein MediFlotor, auf 400l ausgelegt, an einem 210l-Becken. Aber da es kein Dispergator-Abschäumer ist, würde ich den nur als Tropfen auf den heißen Stein werten. Ozon ist je nach Grad der Fütterung notwendig, um Gelbstoffe aufzuspalten.

    Da wir das Thema ja schon einige Male diskutiert haben, möchte ich nicht den Eindruck machen, unbelehrbar zu sein. Ich denke nur, dass die Herausforderung NPS zu halten, durchaus zu bewältigen ist. Sie unterscheidet sich nur grundlegend von der Herausforderung, Korallen mit zooxantellen zu halten. Techniken zum Nährstoffexport/Aufbereitung sind ja vorhanden, und Futter gibt es inzwischen auch Sorten, die gut funktionieren. Ich denke, dass viele NPS-Becken aber auch deswegen in die Hose gehen, weil sich viele Leute, die sich eine Tubastrea, Menella oder Dendro ins Becken holen, im Vorfeld nicht genug Gedanken um die Konsequenzen gemacht haben. Natürlich ist es ein anderer Aufwand als bei einem Riffbecken. Aber einige kritische Punkte kann man auch sehr gut automatisieren. Wie zum Beispiel die Fütterung. Über eine vergleichsweise simple Automatik kann man bewerkstelligen, dass den ganzen Tag über Staubfutter für Gorgonien im Wasser verfügbar ist.

    Aber wie auch schon erwähnt, will ich nix übers Knie brechen. Ich versuche mich möglichst gut zu informieren und auf bestehendem Wissen aufzusetzen.


    Gruß,
    Thomas

  • Hi

    das sollte auch keine absage an dein vorhaben sein,ich finde es sehr spannend das auszuprobieren.

    nur das alles in der form in gang zu halten ist sehr aufwendig.bin mal gespannt wie es wird.

    Gruss Vitus

    • Offizieller Beitrag

    OK, stimmt habe ja vergessen was du eigentlich vorhast. Bin auch schon gespannt. Aber meiner Meinung nach gehts je mehr du machst eher in die Hose.

    Aber eine Tubastrea in einem Riffbecken stellt doch heute keine richtige Herausforderung mehr dar. Das habe ja sogar ich geschaft in einem gewöhnlichem Riffbecken, man muss sie halt extra füttern, dann vermehrt sie sich fast schon von selbst (ich würde es nicht mehr tun, da mir die Arbeit zu viel ist). Das gleiche gilt auch für div. Gorgonien. Für diese Arten reicht das "normale" längst aus. Aber soweit ich mich erinnere hatten wir diese Diskussion ja auch schon mal, aber kann mich nicht mehr genau erinnern :) .

    Viele Grüße

    Udo

    Erfahrungen: 1977-1995 Süßwasseraquarianer (Erfahrungen in Zucht von Welsen und Diskusfischen und behandeln von Fischkrankheiten)
    seit 1997 begeisterter Meerwasseraquarianer

  • Hi Udo,

    jau, hast recht, das haben wir schon mal diskutiert. Also, was den normalen Setup angeht, sind ja 100% Lebendgestein und ein Abschäumer vorhanden. Wenn man eine zweite Luftpumpe, an den Abschäumer hängen würde, könnte man die Effizienz notfalls auch noch steigern. Das normale "Berliner System" wäre also als Fallback vorhanden. Die Idee mit dem DSB-Zeo soll halt die höhere Nährstoffbelastung abfangen.

    Aber sagen wir's mal anders: Wenn das anaerob gehaltene Zeo im Topffilter kein Risiko für das Becken darstellt, dann würde ich's gerne mal ausprobieren. Bisher hat das noch niemand gemacht, deswegen gibt's natürlich noch keine Erfahrungswerte. Aber wenn wir mal den Eintrag von Vodka weglassen, hat man ja eigentlich nur einen Zeo-Filter, bei dem durch die Sand-Vorfilterung verhindert wird, dass Futterreste in den Filter gelangen. Und dadurch, dass man den Topffilter eben abklemmen kann, ist er auch gut zu warten.

    vitus, Deine Meinung schätze ich sehr, Ude, Deine natürlich auch. Nur wenn ich das Zeo direkt in das Filterbecken geben würde, hätte ich die Sorge, dass das im Wasser befindliche Futter sich zwischen den Steinen festsetzen würde. ...obwohl, wenn man eine rückspühlung mit ein oder zwei Pumpen einbringen würde, die jede Stunde einmal das Zeo gut durchblubbern würden ... das kann man ja auch automatisieren. Mist Vitus, jetzt hast Du mich wieder auf eine Idee gebracht.

    Das mit den Ideen ist so ein Problem. Viele Wege führen nach Rom. Von der theoretischen Seite habe ich mir was angelesen, aber um anzuschätzen, wie sich das in der Praxis verhält, fehlen mir ab und zu die Erfahrungswerte. Bin ja erst seit 4 Jahren dabei. Aber ein Hobby zu haben, in dem man auch nach 4 Jahren noch dazulernt, ist was Tolles!


    In diesem Sinne,
    einen schönen zweiten Feiertag.

    Gruß,
    Thomas

  • Hi, das mit dem zeo im TB ist eigentlich als grosser biofilter gedacht,das sollte dann ausreagiertes material sein also kein neues .
    das neue material würde ich klassisch im zeofilter betreiben,dann ins TB entsorgen.die ansiedlung an bioaktivität ist enorm.kaum ein material hat so eine riesige oberfläche

    das mit den futteresten würde ich mit ein wenig watte,die öfters gewechselt werden sollte ,verhindern das diese ins TB gelangen.

    das mit dem mulm im tb ist eh nur noch abgebautes totes material das gelegentlich abgsaugt werden kann.das wird nix beeinflussen
    du kannst im TB eine schiefe rampe am boden einbringen,so rutscht der mulm auf eine seite und kann bequem entsorgt wird.

    das mit den externen nitrat filtern wird keinen spass machen ,bedenke wie schwierig ein kalki ohne präzisionsschlauchpumpe zum einstellen ist.
    da musst du dann täglich einstellen um dein Nitratwert in schach zu halten.
    da hat sich die kohlenstoffdosierung direkt in becken sehr bewährt,
    halte den aufwand so gering wie möglich,sonst wirst schnell die lust daran verlieren.
    die meisten deiner aufgezählten tiere,das sehe ich so wie Udo lassen sich bei entsprechender fütterung auch im normalen becken halten.

    Grüsse Vitus